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Der erste Kanal Russlands, allgemein bekannt als "Pervyj Kanal" (Первый канал), ist einer der bedeutendsten und meistgesehenen Fernsehsender in Russland. Gegründet am 1. April 1995, hat er seine Wurzeln in der Zeit der Sowjetunion und dem früheren sowjetischen Fernsehsender "Programm 1", der 1965 gegründet wurde. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entwickelte sich Pervyj Kanal zu einem eigenständigen Sender und wurde rasch zu einer der wichtigsten Informations- und Unterhaltungsquellen für die russische Bevölkerung.
Der erste sowjetische Fernsehkanal, der Vorläufer des heutigen Pervyj Kanal, wurde 1965 als Hauptfernsehprogramm des sowjetischen Staates gegründet. Er strahlte zunächst staatliche Propaganda, Nachrichten und kulturelle Programme aus, was ihm eine zentrale Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung des sowjetischen Systems verlieh.
Nach dem Ende der Sowjetunion erlebte der Sender eine Phase des Wandels. 1991 wurde er in "Ostankino" umbenannt, nach dem berühmten Fernsehzentrum in Moskau. Doch erst 1995, nach einer Reorganisation des russischen Fernsehsystems, entstand Pervyj Kanal in seiner heutigen Form. Seitdem gehört er zu den größten und einflussreichsten Fernsehsendern in Russland.
Pervyj Kanal bietet ein breites Spektrum an Programminhalten an, von Nachrichten über Talkshows bis hin zu Unterhaltungssendungen und Spielfilmen. Ein zentraler Bestandteil des Programms ist die Nachrichtensendung "Wremja" (Время), die seit den 1960er Jahren ausgestrahlt wird und als eine der traditionsreichsten Nachrichtensendungen in Russland gilt.
Neben Nachrichten werden auch politische Talkshows, investigative Dokumentationen und Unterhaltungssendungen ausgestrahlt. Beliebte Shows wie „Let’s Get Married“ (Давай поженимся) oder „Evening Urgant“ (Вечерний Ургант) ziehen regelmäßig Millionen von Zuschauern an.
Der Sender hat sich auch einen Namen durch die Ausstrahlung von großen Sportereignissen wie den Olympischen Spielen, der Fußball-Weltmeisterschaft und bedeutenden Eishockey-Turnieren gemacht. Zudem werden regelmäßig russische und internationale Filme sowie Serien ausgestrahlt.
Pervyj Kanal befindet sich in einem Mischbesitz aus staatlichen und privaten Akteuren. Der russische Staat hält 51 % der Anteile, während der Rest von privaten Investoren gehalten wird. Trotz dieser teilweisen Privatisierung wird der Sender als stark vom Kreml beeinflusst angesehen. Er spielt eine Schlüsselrolle in der Verbreitung der offiziellen Regierungspositionen und wird oft für seine einseitige Berichterstattung kritisiert.
In den letzten Jahren wurde der Kanal verstärkt als ein Werkzeug zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung genutzt, besonders in Bezug auf die russische Außenpolitik und innenpolitische Entwicklungen. Internationale Beobachter und Journalisten werfen dem Kanal vor, Propaganda zu verbreiten und alternative Meinungen zu unterdrücken.
Pervyj Kanal hat eine herausragende Stellung im russischen Medienumfeld. Mit einem Publikum von mehreren Millionen Menschen ist er einer der meistgesehenen Sender des Landes. In vielen ländlichen Gebieten Russlands, wo der Zugang zum Internet eingeschränkt ist, bleibt das Fernsehen die Hauptinformationsquelle, und Pervyj Kanal nimmt dabei eine zentrale Position ein.
Besonders in Krisenzeiten, wie etwa während des Konflikts in der Ukraine 2014 oder während der COVID-19-Pandemie, war der Sender eine wichtige Informationsquelle. Seine Berichterstattung in diesen Zeiten hat jedoch viel Kritik auf sich gezogen, insbesondere von westlichen Medien und Menschenrechtsorganisationen, die dem Sender vorwarfen, einseitig zu berichten und Propaganda zu verbreiten.
Obwohl Pervyj Kanal hauptsächlich auf ein russischsprachiges Publikum abzielt, hat der Sender auch internationale Ableger. So gibt es beispielsweise "Pervyj Kanal International", das in verschiedenen Ländern weltweit ausgestrahlt wird, um russische Auswanderer und Interessierte im Ausland zu erreichen. Dieses Programm bietet eine Auswahl an Inhalten des russischen Pervyj Kanal, ergänzt durch spezielle Programme, die auf die Interessen des internationalen Publikums abgestimmt sind.
Pervyj Kanal ist nicht frei von Kontroversen. Besonders seine enge Verbindung zur russischen Regierung und die Verbreitung von staatlichen Narrativen haben zu Kritik geführt. Der Sender wird oft beschuldigt, eine Plattform für Propaganda zu sein, insbesondere in politischen und internationalen Angelegenheiten. Kritiker werfen ihm vor, alternative Meinungen und oppositionelle Stimmen zu marginalisieren oder gar zu ignorieren.
Ein Beispiel dafür ist die Berichterstattung über den Konflikt in der Ukraine, bei der der Sender weitgehend die offizielle Position der russischen Regierung wiedergab und kritische Stimmen kaum zu Wort kommen ließ. Auch während der Proteste gegen die russische Regierung, wie etwa bei den Demonstrationen für faire Wahlen in Moskau 2019, wurde dem Kanal vorgeworfen, die Ereignisse zu verzerren.
### Fazit
Pervyj Kanal ist ein unverzichtbarer Bestandteil der russischen Medienlandschaft und bleibt trotz der zahlreichen Kontroversen eine der wichtigsten Informationsquellen für Millionen von Russen. Der Sender spielt eine zentrale Rolle in der Verbreitung von Nachrichten, Unterhaltung und politischen Inhalten und spiegelt dabei oft die Ansichten der russischen Regierung wider.